Im Sauerland lebt der Heavy Metal wieder auf – Zwei Tage unter dem Motto „Hart genug“ in Marsberg

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Nach knapp drei Jahren Zwangspause, konnten nun endlich knapp 1000 Metalheads aus ganz Deutschland in die Kleinstadt Marsberg im östlichen Sauerland reisen, um die siebte und achte Auflage des Metal Diver Festivals zu besuchen. Durch die zahlreichen Verschiebungen wurde in diesem Jahr erstmalig ein Doppeltag des seit 2013 beliebten Festivals angesetzt.

Als sich gegen 17 Uhr die Tore der Schützenhalle Marsberg öffneten, strömten zahlreiche Besucher durch die Einlassschleuse, um pünktlich zur ersten Band Soul Harvester aus Paderborn vor der Bühne zu stehen. Die Band spielt klassischen Heavy Metal und hat bereits zum Auftakt des Festivals das Publikum absolut im Griff. Es wird lautstark mitgesungen und man sieht zahlreiche Pommesgabeln (Handzeichen) die quer durch die Halle in die Höhe gestreckt werden. Ein toller Auftakt! Es folgt die Band Thomsen aus Hannover, die den Namen durch Bandchef und langjährigen Backliner des Festivals René Thomsen besitzt. Die fünf Jungs spielen klassischen Heavy Metal mit Powermetal-Ansätzen und machen schlichtweg da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Nach diesem furiosen Auftakt wird es Zeit während der Umbaupause zu Traitor einmal das Festival näher unter die Lupe zu nehmen. Die Halle besitzt in der Mitte eine großzügige Lounge mit einigen Sitzgelegenheiten und Stehtischen und bietet hier einen Rückzugsort vom Geschehen vor der Bühne. Parallel informiert eine große Leinwand mit wichtigen Infos rund ums Festival, wie z.B. Spielzeiten der Bands. Dahinter befindet sich eine Merch-Meile, die in diesem Jahr neben den klassischen Bandständen sowie Platten- und Shirthändlern auch einen Schmuckstand und bei der Verlängerung nach draußen ein mobiles Tattoo-Studio besitzt. Im Außenbereich befindet sich zudem ein großes Catering-Zelt, welches keine Wünsche offen lässt. Hier bekommt der Besucher neben den Klassikern wie Bratwurst, Currywurst und Pommes auch selbstgemachte Burger und Champions – Das sieht man so auch nicht alle Tage auf einem Festival dieser Größe. Nun aber schnell zurück vor die Bühne, bei der schon das Intro der Balinger-Thrash-Kombo Traitor läuft. Die Jungs spielen sich in den nächsten 45 Minuten in einen wahren Rausch und es entsteht wohl einer der größten Circlepits der gesamten Festivaljahre vor der Bühne. Wahnsinn! Songs wie Mad Dictator, Exiled to the surface oder das abschließende Total Thrash (das einigen auch aus dem gleichnamigen Film von Orga-Mitglied Daniel Hofmann bekannt sein sollte) sorgen dafür, dass nun auch der letzte warm geworden ist. Danach sieht man viele durstig zur Theke wandern, der Gig hat seine Spuren hinterlassen. In diesem Jahr kosten auf dem Festival alle Getränke eine Wertmarke (umgerechnet 4 €). Positiv hervorzuheben ist es, dass es Wasser und Kaffee die komplette Veranstaltung über gratis gibt – ein tolles Angebot.

Danach legen die Holländer rund um Legion of the Damned eine weitere Nummer für die kopfschüttelte Masse nach und die Stimmung des Abends kennt keinen Abriss. Die marsberger Schützenhalle ist zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend komplett gefüllt und bis in die letzten Reihen sieht man eine einzige Heavy Metal Masse ausgelassen feiern und die drei Jahre Zwangspause ausgiebig nachholen. Die gladbecker Band Grave Digger holt in diesem Jahr anschließend als Headliner ihr bereits für 2020 angesetztes Jubiläum im Sauerland nach. Da dürfen natürlich Klassiker wie „The Dark of the Sun“, das treibende „The House“ und das wie immer abschließende „Heavy Metal Breakdown“ mit tollem Gesangspart aus dem Publikum nicht fehlen. Die Ruhrpott Band Decaptacon rundet ein beeindruckendes Line-up für schlappe 30 € Vorverkauf und 35 Euro an der Abendkasse ab und beeindruckt durch ihren melodischen Death Metal Sound mit eingängigen Riffs und brutalem Gesang. Ein denkwürdiger Abschluss eines starken ersten Tages.

Das Festival endet um 1:30 Uhr und einige Personen staunen nicht schlecht, als sie die Schützenhalle verlassen, da es draußen in den letzten Stunden doch deutlich geschneit hat. Durch den parallelen Temperaturabfall und die glatten Straßen ist es an diesem Abend leider den beiden Buslinien
Sauerland 2 (Arnsberg) und Sauerland 3 (Schmallenberg) nicht möglich den Festivalort anzusteuern und die Besucher zurück zu fahren. Nach einigen Telefonaten, hat die Orga des Metal Diver e.V. aber auch hierfür eine Lösung. Kurzerhand wird die Theke wieder eröffnet und die Reisegruppen mit belegten Brötchen und Getränken bis 6 Uhr morgens versorgt. Danach wird diese noch zum Bahnhof Marsberg begleitet und es geht mit dem Zug zurück ins Sauerland. Eine großartige Aktion und eine Nacht, die sicherlich noch dem ein oder anderen lange im Gedächtnis bleiben wird.

Nach wenig Schlaf geht es für das Team des Metal Diver e.V. gegen 11 Uhr bereits weiter mit dem zweiten Festivaltag. Am heutigen Tag fahren nur die Buslinien Paderborn und eine verlängerte Sauerlandachse über Arnsberg, Meschede, Olsberg und Brilon das Festival an. Trotzdem füllt sich die Halle rasch in der ersten Stunde – wohl auch geschuldet durch den finnischen Headliner Ensiferum – fast mit einer ähnlichen Besucherzahl wie auch am Vortag. Pünktlich um 17 Uhr strömt das heute doch sichtlich jüngere Publikum in die marsberger Schützenhalle. Nachdem man Wertmarken und sich eines der limitierten 100 Festivalshirts geholt hat, geht es direkt weiter vor die Bühne, wo der Metal Master 2020 Gewinner M.I.God. aus dem Frankenland das Festival eröffnet. Die Band spielt „Sophisticated Metal“ eine selbst entwickelte Stilrichtung, bei der man neben Progmetal auch diverse melodische Ansätze heraus hört. Ein etwas anderer Opener für das Festival, der aber das Publikum sichtlich begeistert und durch eine sehr professionelle Bühneshow begeistert. Es folgen zwei der heute drei regionalen Bands. Wer bei Nightbearer aus Paderborn näher hinschaut, wird einige bekannte Gesichter aus vergangenen Metal Diver Festivals erkennen. Die Band spielt Old School Death Metal mit düsterem Gesang und besticht durch ein fundamentales Live-Erlebnis. Hier passt alles zusammen und die Nackenmuskulatur kommt voll und ganz bei den abgefeuerten Songs auf die Kosten. Für die Sauerländer Jungs rund um Eradicator ist es ein lang erwartetes Heimspiel in Marsberg. Schon die Eröffnung von Sänger Seba mit „Habt Ihr Bock auf Thraashh Metal?“ zeigt, wo der Hammer hängt. Es folgen 45 Minuten Circle- und Moshpits vor der Bühne die im finalen „Influenced Denied enden“. Die schwedische Band Civil War ist sicherlich neben dem Headliner eine der am meisten erwarteten Bands auf dem Festival. Die ehemaligen Sabaton-Mitglieder hatten noch per Videobotschaft vor einigen Tagen den Einsatz von der Sängerin Theres Enström für Kelly Sundown Carpenter bekannt gegeben und der Auftritt auf dem Metal Diver Festival ist das erste Konzert in Deutschland seit vielen Jahren. Hits wie „I will rule the universe“ oder „Bay of Pigs“ tut dies aber keinen Abstrich. Danach erreicht der Festivalsamstag sichtlich den Höhepunkt des Abends und Ensiferum sind spürbar gut drauf. Songs wie „Iron“ „Lai Lai Hei“ oder das grandiose „Tale of Revenge“ paaren sich mit neueren Material und kommen beim mitsingenden Publikum vor der Bühne perfekt an. Nach dem Gig ergreifen die beiden Veranstalter Marc und Daniel kurz das Wort. Hier wird noch einmal der Zusammenhalt der Szene gelobt. Die marburger Band Knife holt abschließend nochmal alles heraus und spielt sich wahrlich mit Speedmetal der Extraklasse in Extase. Ein beeindruckender Abschluss von zwei energiereichen Tagen auf die viele Fans lange drei Jahre warten mussten.

Fazit: Heavy Metal lebt auch im Sauerland und das Metal Diver Festial ist stärker als je zuvor zurück. Wir freuen uns bereits auf die 9. Ausgabe am 16. März 2024. Tickets gibt es bereits unter www.metaldiver-festival.de.

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