Die Vorfreude auf das diesjährige Rock Harz Festival war besonders groß. Die Veranstalter haben nicht nur ein einzigartiges Line-up zusammengestellt, sondern es sollte auch einige Neuerungen auf dem Festival geben. Wir waren wie jedes Jahr mit dem Metal Striker Magazin dabei.
Bevor wir tiefer ins diesjährige Line-up einsteigen und uns dem Festivalverlauf selbst widmen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Neuerungen und das Festival im Allgemeinen. In diesem Jahr reisen wir wie immer Dienstagmorgen an. Leider gestaltet sich die Anreise nicht so komfortabel wie die Jahre zuvor. Durch einige gesperrte Straßen in direkter Umgebung staut sich der Verkehr stundenlang vor dem Gelände über den gesamten Tag verteilt. Das Gelände hat leider nur 2 Zufahrten und scheinbar hatten in diesem Jahr trotz der neuen Gebühr von 30 € pro Auto (nicht mehr pro Person) viele Fans die Idee einen Tag früher anzureisen. Das Campinggelände ist wie jedes Jahr gleich geblieben, das Rock Harz hat kurze Laufwege, viel Übersicht im Gelände und seit Jahren eine der besten Infrastrukturen in Deutschland. Dies sollte sich auch wieder das gesamte Wochenende durch top gepflegte Toiletten und Duschen zeigen – Weiter so! Mitten drin in diesem Jahr neu: Ein Inklusions- und VIP Camp. Eine super Idee und im Allgemeinen wird das Thema Inklusion an allen Stellen des Festivals verfolgt und gefördert. Die Rollstuhlrampe beim Soundturm ist hier auch fast das gesamte Wochenende gut befüllt und man sieht des Öfteren einen Rollstuhlfahrer in den Menschenmassen. Damit zeigt sich das Festival besonders barrierefrei und behindertenfreundlich – Top Sache und ein Paradebeispiel für andere Festivals! Da ist das Rock Harz anderen deutlich voraus. Kommen wir nun zum Infield: Bier 0,4 für 4 € ist unschlagbar in der heutigen Zeit! Hinzu kommen durchaus preiswerte Verpflegungsangebote. Die Merchmeile bietet ein breites Angebot und läd im Hintergrund des Festivals für einen Kaufbummel ein. Die Aufteilung und die Doppelbühne machen es möglich, dass man wirklich JEDE Band für sein Geld auf dem Festival sehen kann. Auch dies ist einzigartig und macht das Rock Harz besonders. Beim Merch-Stand gilt es trotz der Vorbestellungsmöglichkeiten in diesem Jahr noch zu optimieren. Hier kam es tagelang zu langen Wartezeiten und Menschenschlangen. Ansonsten bleibt die breite Auswahl von Festivalartikeln in allen Kombinationen positiv zu erwähnen. Ebenso die Preise für die Artikel: Ein Shirt für 25 € und einen Zipper für 45 € sind absolut in Ordnung.
In Sachen Bands haben wir uns wie jedes Jahr einige Highlights herausgesucht, und geben Euch nun einen Einblick in die Haupt-Festivaltage:
Mittwoch
Der Tag beginnt für uns mit Gutalax und jede Menge Klopapier, Klobürsten und weiß gekleidete Fans vor der Bühne. Wie immer bestechen die Tschechen durch Ihre Show und dem Chaos vor der Bühne. Ein guter Auftakt auf dem Brothers of Metal aus Schweden folgen. Die Band arbeitet gerade fleißig am dritten Album und bringt das mittlerweile gut gefüllte Infield zum Headbangen. Ein stimmungsvolles und gutes Konzert. Kärbholz und Callejon sorgen dann für etwas Stimmung vor der Bühne. An diesem Abend freuen sich viele der Zuschauer auf Iron Maiden Sänger Bruce Dickinson, der mit seinem Mandrake Project eine exklusive Show in 2024 im Harz gibt. Das Konzert beginnt fulminant und besticht durch ein gutes Bühnenbild und Sound. Leider bricht der Gig zur Mitte hin etwas ein und wirkt eher leicht langweilig. Zum Ende hin nimmt das Ganze dann wieder etwas Fahrt auf. Insgesamt ein solides Konzert und gerade im Vergleich zu manchen heutigen Iron Maiden Gig deutlich besser. Dirkschneider spielt anschließend Accept Songs und lässt dabei keine Wünsche offen. Ein tolles Konzert mit allem Drum und Dran. Unser Höhepunkt an diesem Abend ist allerdings der Late-Night-Act Kanonenfieber. Die Band aus Franken ist eine wahre Macht auf der Bühne. Hier passt alles zusammen: Bühnenbild, Licht, Sound und eine beeindruckende Show machen dieses Konzert zu einem echten Höhepunkt des Festivals.
Donnerstag
Der Tag beginnt für uns heute mit der schwedischen Band Bullet. Der 80er Jahre Speedmetal ist genau richtig, um sich für den restlichen Tag „warm-zu-bangen“ – hier sollte noch einiges folgen in den kommenden Stunden. Varg bringt danach eine Ladung Paganmetal gepaart mit härteren Elementen und Ruhnen auf die Bühne, während Peavy mit Rage anschließend auf Zeitreise durch über 30 Jahre Bandgeschichte geht. Hier finden einige Klassiker ihren Platz im Set und wie immer rundet der Klassiker „Higher than the Sky“ das Konzert am Ende ab. Nach einer kleiner Plauderpause im Backstage des Festivals, schauen wir uns schließlich die Jungs von Hatebreed aufgrund einer Einladung von der Bühne aus an. Mit einem phantastischen Blick in die untergehende Sonne und die Menschenmassen, gibt es eine knappe Stunde lang groovigen Hardcore made in USA direkt auf die Fresse. Hammerfall spielen danach ein buntes Set aus alten und neuen Klassikern, die Ansagen zwischen den Liedern hätten für uns manchmal etwas kürzer ausfallen können. Danach folgt der Headliner Kreator: Hinter Drummer Ventor ragt der riesige Schädel empor und nach den ersten Minuten entsteht ein riesiger Moshpit vor der Bühne. Man merkt die Professionalität der Jungs deutlich: Sound, Bühnenshow, Licht und die Band sind in Höchstform und hier passt alles perfekt zusammen. Unser Höhepunkt des Tages.
Freitag
Heute heisst es früh aufstehen, um den Ersatzopener Surgical Strike aus Hannover zu feiern. Leider hat sich scheinbar nur bedingt herumgesprochen, dass die Jungs eingesprungen sind, sodass es vor der Bühne leider noch nicht so voll ist. Liefern tun die Jungs allerdings trotzdem. Bei der Night Eternal finden sich danach deutlich mehr Fans vor der Bühne ein. Ein super Konzert der Jungs dankt es dem Publikum. Benediction liefern am späten Nachmittag ein echtes Death Metal Brett, Kissin Dynamite sorgt für jede Menge Party und Stimmung vor der Bühne und haben passend dazu auch das neue Album im Gepäck, welches direkt heute veröffentlicht wurde. Danach teilt sich das Publikum leider aufgrund der EM-Spielübertragung des Deutschlandspiels – auf der einen Seite sehr schade für Suicidal Tendencies, die ein echt fettes Konzert spielen und parallel den größten Circle Pit des Festivals aufbauen. Und während Deutschland das Spiel verlieren sollte, war hier jede Menge Abriss garantiert. Band und Fans spielten sich in einen wahren Rausch. Ein großartiges Konzert, welches von der Stimmung her nur noch Alestorm an diesem Abend toppen sollten. Springen, Stage Diving, Headbangen, Tanzen und mehr runden den Tag ab. Dimmu Borgir sorgt danach noch für einen düsteren Abschluss des Freitags.
Samstag
Heute schauen wir uns zum Auftakt Stormseeker an. Die Piratenmetalband sind auf dem Rock Harz keine Unbekannte mehr und sorgen bereits am frühen Nachmittag für gute Stimmung vor der Bühne. Es folgen die Marburger Jungs Knife, die Black-Speedmetal im 80er Jahre Style ins Publikum feuern. Danach zieht ein heftiges Gewitter auf und das Festival wird für knapp 2 Stunden evakuiert und unterbrochen, bevor Ordan Ogan das mittlerweile wieder gefüllte Infield wieder empfangen und das Programm weiter gehen kann. Schandmaul spielt danach aufgrund einer Krankheit des Hauptsängers mit einem neuen Sänger, bevor es für viele zu einem weiteren Höhepunkt im Harz kommt. Judas Priest stehen auf der Bühne und liefern ein wahren Heavy Metal Feuerwerk ab. Die Band ist in Spiellaune, die Show passt und Sänger Halford spielt mit dem Publikum und zeigt, dass er auch mit über 70 noch zu den besten Sängern weltweit gehört. Das war großes Kino. Danach gibt es ein paar dankende Worte von Chef Buddy und seiner Rock Harz Crew, bevor die Jungs um Hypocrisy nochmal ein Deathmetal Feuerwerk abbrennen. Hier passt einfach alles: Sound, Licht und eine richtig gute Setlist sorgen für einen zweiten Höhepunkt an diesem Abend. Mit Lordi und Faun endet das Festival schließlich. Gerade letztere Band ist, wie es der Sänger selbst sagt ein „Exot“ aber passt zu dieser späten Stunde und nach diesem Tag perfekt ins Programm und zum Abschluss des Festivals.
Fazit
Sicherlich haben sich die Veranstalter einen großen Traum mit Judas Priest erfüllt. Aber wir können nur wie jedes Jahr sagen: Das Rock Harz Festival hat sich wieder selbst übertroffen. Das Festival steht den großen Festivals in nichts nach und besticht jährlich durch die gute Bandauswahl und eine gute Infrastruktur auf dem Festivalgelände. Lobend zu erwähnen seien auch die humanen Preise und die überaus freundliche Security und das Personal im Allgemeinen. Hinzu kommen kurze Laufwege, ein Herz für das Inklusionsthema und eine Bühne, die es möglich macht, wirklich jede Band sehen zu könenn. Für uns ein Grund sicherlich auch in 2025 wieder dabei zu sein. Erste Bands stehen bereits fest. Die Tickets sind bereits restlos ausverkauft.