Nachbericht Rock am Stück 2019

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Das Rock am Stück im Nordhessischen Fritzlar ist schon lange kein Geheimtipp mehr. In den letzten Jahren sorgten bereits amtliche Headliner wie Iced Earth, Saxon und Doro für Aufsehen. In diesem Jahr konnten sich Fans auf Amorphis, Airbourne, Hämatom, Eisbrecher und Rose Tattoo freuen. Das Festivalticket kostete für das gesamte Wochenende 87,99 €. Das Besondere am Festival ist, dass nicht nur Szenegrößen einen Platz im Line-up erhalten, sondern durch eine zweite etwas kleinere Bühne auf dem Festivalgelände in den Umbaupausen auch lokale Bands und Nachwuchsgruppen die Möglichkeit bekommen sich den Fans zu präsentieren. Diese Kombination gibt dem Festival nach wie vor eine familiäre Atmosphäre und einen Reiz, den man so auf manch anderen Festivals in dieser Größe nicht mehr findet.

Die Metal Striker Redaktion reist am Donnerstag zum Festival an. Bereits beim Check-in fallen die freundlichen Mitarbeiter(innen) auf, die trotz der Festivalgröße immer noch Zeit für eine Plauderei haben. Das Festival selbst hat sich im Vergleich zum letzten Jahr weiterentwickelt. Positiv hervorzuheben sind dabei die Aufstockung der Toilettenanlagen im Infield (was zu kurzen Wartezeiten in den Pausen führt) und auch die Möglichkeit auf Frühstück auf jedem Campingplatz in Form von kleinen Verpflegungsständen. An den Bierständen gibt es Licher für umgerechnet 3 € (Wertmarken). Ebenfalls erhältlich ist an allen Bierständen auch das Westheimer Honigbier (Hobi). Das Gelände selbst besticht durch ein durchdachtes Konzept und einem Biergarten im hinteren Teil, der über das komplette Wochenende gut gefüllt ist, sowie einige Merchandising und Autogrammstände auf der einen Seite und zahlreiche Verpflegungsstände auf der anderen Seite. Die beiden Bühnen sind nur wenige Minuten voneinander entfernt, dazwischen kann man sich auf dem Weg ein neues Bier mitnehmen.

Am Donnerstag schauen wir uns die schwedische Band Manimal an, die durch eingänge Heavy Metal Melodien begeistern. Es folgt mit Elvenking eine italienische Band, die Folk-Power-Metal spielen und ebenfalls mit viel Leidenschaft und geschminkten Gesichtern beim Publikum die Haare zum fliegen bringen. Tanzwut bildet für uns musikalisch eine andere Dimension und bringt eingefleischte Fans zum feiern, kann aber dem Headliner Brothers of Metal nicht das Wasser reichen an diesem Abend. Hier trifft Heavy Metal auf Show und tolle Kostüme. Die Schweden begeistern große Teile des Publikums und spielen eine Hymne nach der Anderen. Ein würdiger Abschluss des ersten Tages. An dieser Stelle gilt es zu erwähnen, dass in den Umbaupausen DJ Evil aus Kassel auf der anderen Bühne mit Heavy Metal Hits aus allen Epochen für ausgelassene Stimmung sorgt.

Am Freitag begeben wir uns über den Campingplatz. Die Stimmung hier ist bereits morgens schon wieder so, wie Sie auf einem Heavy Metal Festival sein sollte. Wir machen halt an Eckberts Metal Treff auf Campingplatz 4. Hier gibt es eine Tasse Kaffee und Rührei für schlappe vier Euro auf die Hand, belegte Brötchen für einen Euro und dazu auch ein kühles Blondes. Frisch gestärkt geht es weiter aufs Infield, wo der Opener Solace bereits in der prallen Mittagssonne ein ordentliches Brett abliefert. Es folgt mit BRDigung ein Deutschrock-Konzert, dass direkt Bock auf Mehr macht. Zwar fehlt Gitarrist Jonas, der gerade frisch Vater geworden ist, aber sein Ersatzmann rockt die Bühne mindestens genauso. Die vier Jungs spielen eine Hymne nach der anderen und stehen aus unserer Sicht zu früh im Line-up an diesem Tag. Ein späterer Slot wäre gut gewesen. Wir wechseln zur Nebenbühne und schauen uns die Kasseler Jungs von Foley an. Ihr Modern-Metal knallt ins Publikum und regt zum Headbangen an. Tolle Nummer mit viel Potenzial. Mit Ost+Front folgt ein Highlight für viele Zuschauer. Die Band erinnert zum Teil an Rammstein und präsentiert sich blutverschmiert und geschminkt mit einer gewaltigen Bühnenshow und ihrem Industrial-Metal in deutscher Sprache. Fetter Gig, der Bock auf mehr macht! Und die Stimmung geht bei der Nachwuchsband Leidbild aus Frankfurt auf der Nebenbühne direkt weiter. Sänger Chriss weiß genau, wie er das Publikum auf seine Seite ziehen kann und rennt die Bühne auf und ab – am Ende gibt es sogar eine Klettereinlage auf die Bühne. Deutschrock vom Feinsten! Auf der großen Bühne wird bereits das Feuerwerk für die folgende Band Pyogenesis im Hintergrund getestet. Mit Ihren Metal/Punkrock Programm wird auch hier das Publikum mitgerissen und darf sich über viel Pyrotechnik links und rechts und auf der Bühne freuen. Auf der Nebenbühne macht sich Reaper – ebenfalls aus Kassel – bereit. Ihr gradliniger Heavy Metal bringt viele Haare zum fliegen. Die Band gibt es seit Anfang der 80er Jahre. Mit Rose Tattoo hat man sich die Alt-Rocker ins Boot geholt. Sänger Gary Anderson gibt den Takt an und die Band liefert ein großartiges Konzert. Es folgen Amorphis, die aus technisch absolutes Potenzial zeigen, aber von der Stimmung her aus unserer Sicht nicht mit den vorherigen Bands auf einer Ebene stehen können. Der Gig ist eher etwas für das Auge und zum Genießen. Eisbrecher zieht abschließend alle Kapitel und holt die letzten Kräfte aus dem Publikum heraus. Auf der Nebenbühne folgt eine Onkelz Coverband und rundet den Tag ab.

Der Samstag beginnt für uns mit dem Besuch einiger Partnervereine auf dem Campingplatz und mit einem Aufenthalt im Pressebereich. Hier gilt es auch hervorzuheben, dass dieser VIP/Pressebereich von der Aufmachung sehr weitläufig ist, inmitten befindet sich ein kleiner Biergarten mit Bar und auch die Verpflegung passt mit Schnitzel, Champignons und Bratwurst ist für jeden etwas dabei. Die Kasseler Band Wagnis präsentiert 15 Uhr ihren gradlinigen Heavy Metal der Marke Dio und Iron Maiden. Daumen hoch! Null Positiv ist musikalisch für einige leicht gewöhnungsbedürftig aber Sängerin Elli begeistert durchgehend von brachialem Gesang bis hin zum Clean-Gesang. Wir lernen Sie danach bei der Autogrammstunde noch persönlich kennen. Der aufziehende Sturm über dem Gelände und ein Regenschauer tut dem Festival keinen Abriss. Caliban treten den einen ordentlichen Circle Pit los und bei Burden of Grief verteilt auf 25 Jahre 25 Freibier ins Publikum und geben auf der Nebenbühne richtig Gas. Toxpack liefern trotz des anhaltenden Regenschauers einen fetten Auftritt mit Deutschrock Riffs der Extraklasse und sind für uns eines der besten Bands auf dem gesamten Festival. Hämatom hat sich über die Jahre hinweg zu Deutschrock Institution entwickelt und spielt einen grandiosen Gig mit Schlagzeug-Crowdsurfing Einlage von Süd. Mit Airborne findet das Festival einen energiegeladenen Abschluss. Das Publikum dankt es mit fliegenden Haaren und Pommesgabeln in der Luft. Auch Grimgod zeigen als Late-Night-Act auf der Nebenbühne nochmal alles und beendet das Festival in Fritzlar.

Fazit: 3 Tage auf einem Festival von Fans für Fans – dieses Motto merkt man in allen Bereichen des Open-Airs. Hier bekommt man familiäre Atmosphäre gepaart mit Nachwuchsbands und Headlinern. Daumen hoch und klare Empfehlung für die nächsten Jahre. Infos und Frühbuchertickets gibt es unter: www.rockamstueck.de

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