Metalheads aus ganz Deutschland und darüber hinaus lockte es dieses Jahr wieder in den Harz. Während andere Festivals mittlerweile aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage immer mehr Probleme bekommen oder gar komplett vom Markt verschwunden sind, tobte wie immer am ersten Juliwochenende in Ballenstedt im Tal der Teufelsmauer die Hexe und zahlreiche Metalheads.
In diesem Jahr reiste unsere Gruppe bereits am Dienstag an und sicherte sich für 10 € Aufpreis wie immer einen guten Platz nahe dem Eingangsbereich. Das Konzept ist wie jedes Jahr sehr gut, die Laufwege extrem kurz – man ist in 10-15 Minuten direkt vor den beiden Hauptbühnen – und die Wartezeiten ebenfalls angenehm. Während der Dienstagabend klassisch im bereits geöffneten Biergarten des Infieldes endet, warten am Mittwoch bereits die ersten fetten Knaller auf die Fans.
Und bereits der würdige Auftakt in sich: Kein anderer als Eric Fisch von Subway to Sally betritt mit einigen Freunden die Bühne und eröffnet den Geburtstag im Harz. Es folgen die Hamburgs Kneipenterroristen, die vor der Bühne schon Mal mit ihrem Deutschrock aus der Elbperle ordentlich einheizen, bevor Exhorder aus den Südstaaten der USA die ersten Circle- und Moshpits los treten. Ein gelungender Auftakt für die hungrige Meute vor den beiden Hauptbühnen. Apropos: Hier ist der Veranstalter auch in diesem Jahr dem Konzept treu geblieben, es gibt 2 Bühnen und jeder Besucher hat die Möglichkeit somit ALLE Bands im Line-up komplett zu sehen. Das gefällt uns sehr!
An diesem Abend spielt auch Angus Mc Six, die neue Bands des ehemaligen Gloryhammer Frontmanns. Stimmungstechnisch knallt die neue Scheibe genau in die Köpfe und Herzen der Zuschauer – was ein Party vor der Bühne. Battle Beast sind ja bereits keine unbekannte Band mehr und übernehmen dankend das mittlerweile aufgewärmte Publikum. Viele haben sich sicherlich an dem Tag auf die Jungs von As I lay dying gefreut, der Gig beginnt allerdings aufgrund von fehlenden Equipment satte 40 Minuten zu spät und die Band kann somit nur noch 4-5 Lieder beisteuern. Sehr schade! Der Headliner Blind Guardian glänzt unterdessen durch eine super Setlist mit vielen alten Krachern und einem blendend aufgelegten Hansi Kürsch am Mikrofon. Das war großes Kino, sodass auch der während des Gigs ausgerechnet bei Valhalla ins Infield rauschende RTW dem Gig auch nur einen leichten Schrecken versetzen kann. An dieser Stelle: Gute Besserung! Am Ende wollen einige schon sehr zufrieden das Infield verlassen während im Hintergrund Knorkator ertönt! Die Band ist ja schon seit Jahren auf dem Rock Harz vertreten und lässt einige nicht schlecht staunen, indem sie in diesem Jahr als Suprise Act einspringen und den Mittwoch beenden.
Am nächsten Tag werfen wir wie immer einmal bei knallender Sonne einen tieferen Blick auf das Festivalgelände. Hier gibt es neben den 2 Hauptbühnen, die es jedem Festivalbesucher ermöglichen wirklich JEDE Band im Line-up komplett zu sehen, wieder die Merch- und Futtermeile im hinteren Teil des Geländes. Verändert hat sich zum Vorjahr nicht wirklich viel – wieso auch? Das Konzept geht auf, das Gelände ist vom Campground schnell erreichbar und im Infield kann man wirklich von jedem Punkt aus die Musiker auf der Bühne einsehen und genießen. Das hebt das Rock Harz von anderen Festivals hervor. Leider ist bei “The Dark Side of the Moon” die Hitze schon unerträglich und auch die im fast 15 Minuten Takt schießenden Feuerwehrschläuche geben nur bedingt Entwarnung. Der Planet brennt und es ist sichtlich sehr unangenehm mehrere Stunden vor der Bühne zu Verweilen. Den folgenden Bands wie Mr. Hurley & die Pulveraffen (wir schauen uns das Ganze vom VIP-Bereich aus unterm Sonnenschirm an), die grandiosen Apokalyptischen Reiter, die Partyband Hämatom und Feuerschwanz (mit grandioser Feuershow) tut das überhaupt keinen Abstrich. Und das Feuer soll an diesem Abend noch nicht enden: Wie immer präsentieren In Flames einen fetten Mix aus Licht und Feuer auf der Bühne, bevor es mit Ritualmusik von Skald in den Mittelnachts-Act Onslaught übergeht. Und für 1 Uhr nachts gibt es gleich 2 riesige Moshpits vor der Bühne der Engländer, die ebenfalls nicht schlecht staunen. Ein würdiger Abschluss des Donnerstags!
Am Freitag streichen wir aufgrund der erneuten Hitze die Auftaktbands und wagen erst 14:35 zu Burning Witches den Schritt vor die Hauptbühnen. Die Damen aus dem Süden liefern ihren klassischen Heavy Metal – dem Publikum gefällt es. Es folgt Bloodbood aus Schweden, die eine Power-Metal-Hymne nach der anderen um die Ohren schießen, bevor Schmier von Destruction nicht schlecht staunt, dass sich fast 45 Minuten ein Circle Pit vor der Bühne bildet und sagt: “Ihr seid doch verrückt bei der Hitze!”. Equilibrium überzeugen auch mit neuem Sänger und gebalter Live-Energie an diesem Tag, sowie die folgenden Party-Bands wie Versengold und Korpiklaani. Anschließend checkt der Airbourne Sänger schon mal, ob bei der Nachbarbühne bei Arch Enemy der Umbau auch funktioniert und rennt zwischen den Bühnen hin und her. Wie immer eine großartige Rock´n Roll Show der Australier. Bei Arch Enemy merkt man, dass alles 100%ig aufeinander abgestimmt ist und eine grandiose und energiegeladene Show herauskommt, die sicherlich für einige das Highlight des Abend war. Das Infield ist zu diesem Zeitpunkt auch rappelvoll.
Am Samstag werfen wir neben Einherjer einen Blick auf die Zwergenband rund um Windrose, bevor die Holländer rund um Legion of the Damned leider etwas verspätet starten müssen, da die Anreise etwas Stau verursacht hatte. Leider leidet das Konzert aufgrund der kürzeren Spielzeit etwas, das wäre mit den ursprünglichen 45 Minuten sicherlich besser gewesen. Die Hitze tut auch hier wieder mal gnadenlos zuschlagen. Dazwischen wird es etwas progressiver und ruhiger, bevor Life of Agony und Lord of the Lost die Partymeute wieder ansprechen und zum toben bringen. Saltatio Mortis übernimmt die bereits warmgelaufene Meute vor der Bühne dankend und knallt diesen einen Hit nach dem Anderen um die Ohren. Das Publikum singt und schunkelt lautstark mit, bevor die Wikinger aus dem hohen Norden die andere Bühne entern. So viel war an diesem Wochenende im Infield wohl noch nicht los, wohl auch geschuldet von einigen Tagesgästen, die den Samstag noch spontan in den Harz gefahren sind. Amon Amarth liefert in allen Belangen wie man es von der Band kennt! Großartig! Abschließend leert sich das Infield abrupt und bei Phil Campbell stehen leider nicht mehr viele Besucher vor der Bühne. Der Gig kann sich sehen lassen und liefert einen würdigen Abschluss des Festials, wenn auch nicht auf Motörhead Niveau – aber wer kann dem Lemmy da schon das Wasser oder besser den Whiskey reichen?
Fazit: Wie jedes Jahr bietet das Rock Harz Festival eine würdige Alternative zu den großen Festivals in Deutschland und reiht sich langsam aber sicher auch in diese Reihen mit ein. Dies merkt man auch am bereits phänomenal laufenden Vorverkauf. Bald werden wohl alle Tickets für 2024 schon weg sein. Sicherlich spielt die zentrale Lage in Deutschland, die doch noch recht gute Preisstruktur des Festivals und auch das über Jahrzehnte geplante Festialkonzept der Veranstalter – welches aus unserer Sicht sehr Besucherfreundlich ist – eine gute Grundlage für zahlreiche weitere Festivals in Ballenstedt. Wir freuen uns darauf!
Text: Daniel Hofmann
Fotos: Tobias Hoffmeister, Robert Siebers