Rock Hard Festival 2023 – das große Familientreffen am Rhein-Herne-Kanal

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Für die einen ist es jedes Jahr das große Familientreffen über Pfingsten – und NEIN wir meinen hier nicht den Familienbesuch bei Papa und Mama mit Kaffee und Kuchen – sondern das Rock Hard Festival 2023, für die Anderen ist es das etwas andere Festival in der atemberaubenden Kulisse des Amphitheaters und dem Rhein-Herne-Kanal mit einem guten Mix aus kleinen Bands und namenhaften Headlinern im Ruhrpott. In der mittlerweile 20. Auflage stehen dort in diesem Jahr mit Testament, Sodom (die für die kurzfristige Absage von Exodus eingesprungen sind), der Michael Schenker Group, Benediction und Triptykon, die ein spezielles Celtic Frost Set spielen durchaus wieder einige Bands, auf die man sich freuen kann auf der Bühne.

Das Festival selbst erreicht man über verschiedene Wege, die letztendlich alle zum gleichen Haupteingang führen. Über den Parkplatz selbst muss man jedes Jahr schnell sind, die Tickets sind dort heiß begehrt und meist schon Monate im voraus ausgebucht. Zu Fuß ist der schönste Weg über die Brücke des Kanals durch den Nordsternpark. Bereits von Weitem hört man hier schon die Töne der Bühne und kann das Amphitheater von hinten sehen. Der Metalmarkt und der Biergarten ist wie jedes Jahr frei zugänglich, hierzu braucht man kein Festivalticket – ein Konzept, dass sicherlich auch den ein oder anderen Einwohner aus Gelsenkirchen noch spontan bei bestem Wetter zum Festival zieht, um vor den Toren ein Bier oder eine Currywurst zu genießen. Überhaupt sind die Preise für Verpflegung im Großen und Ganzen in Ordnung. Bier – 0,4l kostet 5 €, eine Bratwurst 4 €, ein Döner 8 € – alles im Rahmen der Inflation wohl mittlerweile normal.

Durch den Einlass geht es ins Innere des Amphitheaters, wo am Freitag bereits Holy Moses auf uns warten. Zuvor haben wir noch die letzten Klänge von Motorjesus gehört, die bereits als zweite Band an diesem Tag mit ihrem rockigen Sound gut für Stimmung sorgten. Wie immer haben wir vom Metal Striker Redaktionsteam auch in diesem Jahr ein paar Bands heraus gesucht, über die wir neben dem Festivalgeschehen etwas näher berichten werden. Bei der Thrash Band aus Aachen war es wohl auch Fakt, dass es dieses Jahr die Abschiedstour und die damit letzten Gigs sein werden. Am späten Nachmittag holt die Band bei knapp 25 Grad alles aus dem Publikum und sich selbst heraus und knallt alte Klassiker und Songs der neuen Scheibe “Invisible Queen” aus den Boxen – ganz großes Kino!

Danach schauen wir uns das Innengelände etwas näher an – Biergarten mit Discostage, bei der in den Umbaupausen wie immer Klassiker des Heavy Metals aus den Boxen knallen. Das Wetter sorgt das gesamte Wochenende für einen prall gefüllten Biergarten mit großartigter Atmosphäre. Die beiden letzten Bands an dem Abend sind Benediction und Triptykon die ein spezielles Old-School Set von Celtic Frost spielen. Die Engländer sorgen für ordentlich Bewegung in der Nackenmuskulator und vor der Bühne. Tolle Lichtshow, tolle Songauswahl und ein bärenstarker Gig. Danach wird es düster, aber wer hier ein verlangsamtes Celtic Frost Set mit Doomcharakter erwartet hat, wird eines Besseren belehrt. Die Songs lassen den Spirit der 80er deutlich spüren und die Band ist an dem Abend unglaublich gut drauf, sodass dieses Konzert einigen noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Großartig!

Der nächste Tag beginnt mit einem Wechsel im Line-up – da die schwedische Band rund um Nestor im Stau festhängen, werden diese erst gegen 18 Uhr spielen und das restliche Programm nach vorn rutschen. Einige bekommen das leider nicht so schnell mit. Für uns sind die Marburger Jungs Knife der Auftakt des Tages. Wer die Jungs noch nicht kennt, hört rein, kauft euch die Platte Speed Metal der Extraklasse und für 13:30 Uhr sicherlich ein absolutes energiegeladenes Live-Erlebnis für die vielen Fans und Zuschauer vor der Bühne. Bitte mehr davon! Depressive Age bremsen die Energie danach deutlich, aber nur durch den Wechsel der Musik. Der Sound ist mehr als top und auch das Konzert rund um die Berliner mit dem progressiven Thrash Metal Sound kommt beim Publikum sehr gut an. Danach schauen wir uns etwas die Stimmung auf dem Campingplatz rund um das Festival an und stellen wie jedes Jahr viele eingefleischte Gruppen fest, die auch dort ausgiebig feiern und das ein oder andere Bier mit Freunden genießen. An dieser Stelle sei nochmals die familiäre Atmosphäre des Rock Hard Festivals deutlich gelobt, die man so in der Art und Weise aus unserer Sicht auf kaum einem anderen Festival findet.

Püntlich zu Nestor sind wir wieder im Infield zurück. Die Schweden spielen einen Mix aus Hard Rock mit Heavy Metal Ansätzen, bevor der Co-Headliner Sodom das Amphitheater in Schutt und Asche zerlegt. Vielen hatten sich ein reines Old-School-Set gewünscht und das wurde es an diesem Abend dann auch fast. Viele alte Hits fanden neben einer kleinen Auswahl an neuen Songs Platz im Set. Das Publikum dankte es durch Circle- und Moshpits der Superlative vor der Bühne und die Mannen um Tom Angelripper zeigten, dass es für die Band ein Heimspiel ist. Das musste der Headliner Testament erst einmal toppen. Aus unserer Sicht tat er dies nicht mehr und es hätte dem Festival eher gut getan die letzten beiden Bands alleine wegen der Stimmung zu tauschen. Der Sound war leider sehr schlecht und überhaupt nicht eines Headliner würdig. Der Gig kam so mittelmäßig rüber und die Stimmung riss leider auch etwas ab. Schade, da wäre mehr drin gewesen!

Samstag beginnt für uns mit der holländischen Dampfwalze Legion of the Damned, überhaupt sollten heute die Stimmungskanonen eher im Nachmittagsbereich des Line-ups liegen. Die Death-Thrash Band überzeugt wie so oft auf ganzer Linie live und die Temperaturen erreichen hier nicht nur am Himmel den Höhepunkt des Tages. Aus unserer Sicht spielt die Truppe zu früh den Tag im Line-up. Es folgen die Schwedische Speed-Metal Könige Enforcer, die nahtlos an LOTD anknüpfen und Setmäßig einen Klassiker nach dem anderen raus hauen. Das Publikum dankt es vor Ort der Bühne und auf den Rängen. Die Schweden spielen sich in einen wahren Rausch und haben sichtlich eine Menge Spaß auf der Bühne. Echt Klasse! Danach füllt sich das Amphitheater noch einmal deutlich weiter, es kündigen sich deutschlands Kings of Beer rund um die Frankfurter Band Tankard an. Das Tankard live eine Macht ist, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Die Meute tobt, Gerre und seine Mannen spielen Klassiker von Chemical Invasion bis über das finale Empty Tankard und bereits gegen 19 Uhr erreicht dieser Tag zumindest von der Stimmung seinen absoluten Höhepunkt. Zum Abschluss des Tages wird es erneut deutlich progressiver mit der Band Katatonia. Die Ränge leeren sich leider deutlich und der ein oder andere zieht wohl lieber nochmal einen Besuch im Biergarten vor, dieser ist nämlich parallel rappelvoll. Der 90er Jahre Sound von Katatonia kann nicht jeden abholen, aber trotzdem ein großartiges Konzert und nach diesem stimmungsvollen Nachmittag sicherlich ein sehr guter Ausgleich. Auch die Michael Schenker Group als heutiger Headliner können viele nicht mehr vor die Bühne holen und auch einige Parkplätze um das Festival haben sich schon geleert. Schade, der Sound ist richtig fett und die Gitarrensolos vom anderen Stern auf der Bühne. Ein würdiger Abschluss des Rock Hard Festivals – wir kommen gerne wieder in 2024 zum großen Familientreffen im Ruhrpott!

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