30 Jahre Wacken – Eine Reise durch das Metal-Mekka

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Die 30. Auflage des größten Heavy Metal Festivals der Welt war innerhalb weniger Tage restlos ausverkauft. Wie bereits in unserem Vorbericht erwähnt, gibt es einige Highlights – darunter der letzte Festival Gig von Slayer in Deutschland, der einzige Festivalauftritt von Demons & Wizards in Deutschland und das 2 Bühnen Konzert von Sabaton. Natürlich sind für uns auch die zahlreichen Nebenbühnen mit Metal Battles und Nachwuchsbands ein großes Thema.

Dienstag

(Erik). Ich mache mich wie jedes Jahr in der Nacht von Montag auf Dienstag auf den Weg Richtung Norden. Bloß vor dem Frühstücksstau durch den Elbtunnel sein. Auf der A23 oder auch „Route 666 – der Wackenhighway“ treffen wir noch den Rest unserer Truppe. So geht es dann weiter bis die Abfahrt zum Glück erscheint. War man doch schon so oft dort. Und trotzdem beginnt es immer wieder aufs Neue zu kribbeln, wenn man das erste Schild sieht. Abfahrt elegant erwischt und so geht es weiter durch schöne Natur bis man den Check In Bands/VIP sieht. Dazu später mehr. Es geht weiter bis dann der nächste Kribbelschauer kommt und man das Willkommensbanner durchfährt. Wir sind im bekanntesten Dorf Deutschlands angekommen. Leider kann man wie früher mal nicht mehr die Straße durchfahren, wo sich der offizielle Teil im Dorf abspielt. Hier geht die Sicherheit vor. Trotz allem war dies immer ein geiler Moment, durch ein Meer schwarzer Menschen zu fahren und von dieser Euphorie getragen zu werden. Also fahren wir im mittlerweile immer länger werdenden Wacken-Konvoi einmal ums Dorf und kommen somit auf der anderen Seite des Festivals an. Es dauert ein wenig, bis uns der erst Ordner nicht weiter, sondern rein winkt. Somit erreichen wir endlich den magischen Moment und dürfen hoch offiziell den heiligen Boden „The Holy Ground“ befahren. Eingewiesen an unserem Platz beginnt auch sofort der Aufbau unseres Domizils, was wir die nächsten 5 Tage beherbergen werden. Nach getaner Arbeit wird dann das erste Wackenbier geöffnet, der Grill hochgefahren und die Nachbarn beschnuppert. Wir sind endlich wieder zu Hause im heiligen Land, mit gleichgesinnten und feiern die größte Party des Jahres.

Nach dem Holy Dinner werden dann die Stiefel geschnürt und es geht Richtung Infield, um sich die Bändchen zu besorgen. Welche Farbe wird es diesmal sein? Jedes Jahr die gleiche Weg-Diskussion. Am Platz angekommen, erkennt man die ersten gravierenden Änderungen dieses Jahrs. Campground C wurde kurzerhand entfernt und durch das Camp-Plaza ersetzt. Hier findet man jetzt einen Official Merch Stand, die Game Area, Welcome To The Jungle, das Movie Zelt, den Soccerplatz, natürlich die Bändchen Container und ein riesiges Zelt mit dem Logo von Kaufland. Spar Dich Reich in einem Zelt mitten auf dem heiligen Acker. Ich wird verrückt. Schnell das Bändchen holen und dann reich sparen. Im Kauflandzelt angekommen wird man fasst erschlagen. Rappel volles Sortiment, lauter Ameisen in Kaufland T-Shirt füllen immerzu Regale auf und Millionen Metaller bevölkern die Gänge und kaufen sich reich. Es gibt alles was man so zum campen braucht. Und das Ganze zu den originalen Preisen aus dem Kaufland. Das zollt mal Respekt. Ich bin so geflasht, dass ich nichts kaufe. Ich komme zwar nicht reicher aus dem Kaufland aber auch nicht ärmer. Ab zum Zelt und feiern.

Mittwoch

(Vera + Daniel) Wir checken beim VIP-Point ein und  stehen erst einmal satte 2 Stunden in der Schlange. Danach geht es auf den Presse/VIP Campground. Der Platz ist zu dieser Zeit bereits ziemlich voll, besticht allerdings durch ein eigenes Dusch- und Toilettencamp sowie ein Frühstückszelt mit sehr kurzen Wartenzeiten und einem Shuttlebusservice, der mit der Presse-Area verbunden ist. Ein nützlicher und toller Service, um schnell von A nach B zu gelangen. Die Busse fahren im 15-20 Minuten Takt und sparen lange Laufwege. Der VIP-Bereich besteht aus Pressezelt, VIP-Zelt mit toller Bar und Sitzgelegenheiten und einer Klasse Verpflegung von Bert Vonau mit tollen Burgern. Das Infield ist an diesem Tag noch geschlossen, wir schauen uns daher das Wasteland mit Endzeitflair und die Wackinger Bühne mit Mittelalterflair an. Hier reiht sich ein kulinarischer Genuss an den anderen und es gibt die Wahl zwischen Fleischspießen, Spanferkel, Bratkartoffeln und Co. Im Wasteland selbst bekommt man Shows mit Personen und Autos die in regelmäßigen Abständen stattfinden. Vor diesem Bereich fällt die neue riesige Metal Markt Halle von Kaufland auf. Für uns ist dieses Angebot jedoch überflüssig und wird auch bis Sonntag nicht genutzt. Die Warteschlangen beim Merchandising sind in der Mittagsonne und gefühlten 30 Grad im Schatten mit ca. 2-3 Stunden für ein Wacken-Shirt auch viel zu lange. Hier könnte Abhilfe mit mehr Ständen aufgrund der hohen Nachfrage geschaffen werden. Im Wackinger Village gibt es am Schiff viele Varianten von Metgetränken, darunter auch Honigbier, Met Slush und Kirschmet. In jedem Fall eine gute Alternative.

(Erik) Ich mache mich erstmal auf den Weg ins Dorf, um dieses komplett zu durchqueren, am anderen Ende wieder zu verlassen um dann am Check In Bands/VIP wieder Richtung Festival Gelände zu kommen. Ich brauchte ja noch meinen Pressezugang. Somit hatte ich einen etwas längeren Spaziergang und habe Wacken mal von einer anderen Seite gesehen. Nach erstandenem Pressebändchen und der Heimkehr am Zelt, musste erstmal ein kleines Nickerchen herhalten. Ausgeschlafen sollte es dann endlich los gehen. Eigentlich standen heute ein paar Bands auf dem Programm. Aber leider war das Bullhead so dermaßen überfüllt, dass keiner mehr rein gelassen wurde. Also haben wir und auf dem Wacken Plaza aufgehalten und die ein oder andere Getränkebude einem ordentlichen Test unterzogen. Nach erfolgreicher Testung wurde das Nachtlager aufgesucht, um sich auf den nächsten Tag und den hoch offiziellen Start mit einer weiteren Mütze Schlaf vorzubereiten.

Donnerstag

(Vera + Daniel) Typisch für diesen Tag ist die jährliche Night to Remember, die auf Wacken immer Donnerstagabend stattfindet. Wer dies noch nicht kennt, dem sei gesagt, dass hier jährlich besondere Gigs und Acts gemeinsam spielen, die es in der Art und Weise sonst auf anderen Festivals nicht gibt. Dieses Jahr stehen dort Hammerfall, Airbourne und die Show auf beiden Bühnen von Sabaton. Zuvor schauen den Gig von Versengold aus Bremen auf der Louder Stage an. Die Jungs spielen vor vollem Gelände und sorgen bereits 14:30 Uhr für ausgelassene Stimmung. Neben Schiffsrudern am Boden, sieht man springende Massen, die ausgiebig feiern und mitsingen. Die Jungs haben wir kurz nach dem Gig zum kurzen Interview getroffen.

Exkurs – Interview Versengold

Im Backstage trafen wir Malte und Eike von der Bremer Folk-Band Versengold und haben Ihnen einige kurze Fragen gestellt:

Wie habt Ihr euch kennengelernt?

“Das war 2014 da bin ich das erste Mal in Kontakt mit der Band gekommen und ich kannte den Gitarristen. Wir haben den Kontakt dann ausgebaut und sind ins Reden gekommen. Damals war noch alles in den Kinderschuhen. Dann waren wir irgendwie zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle. Wir hatten in der Anfangszeit viele Wechsel, bis wir dort waren, wo wir heute sind. ”

Was ist euer Highlight auf Wacken?

“Ganz klar unser eigener Auftritt. Ansonsten schauen wir uns im Wackinger Village unsere befreundeten Bands immer gerne an. (Eike) Ich hätte mir gerne Opeth angesehen, aber leider spielen die erst morgen und unsere Zeit ist begrenzt.”

Fühlt ihr euch euer auf MPS oder auf so Festivals wie auf Wacken heimisch?

“Wir machen sehr viele verschiedene Sachen und konzentrieren uns nicht auf das klassische Schubladendenken. Wir haben einfach Bock unsere Musik zu machen und uns ist es nicht so wichtig, wer vor der Bühne steht, um uns zu feiern. Die Leute sollen unsere Musik mögen und Spaß haben. Deshalb entstehen viele Projekte nebenbei, wie z.B. beim ZDF Fernsehgarten, Metal Festivals oder auf vielen MPS Festivals.”

Was steckt hinter dem Song Thekenmädchen?

“Man wirkt relativ attraktiv, wenn man an der Bar Bier ausschenkt und der Song beruht tatsächlich auf persönlichen Erfahrungen bzw. Erfahrungen aus unserem Freundeskreis. Es macht eigentlich keinen Sinn diese Personen anzubaggern. Wir haben mit dem Song innerhalb von 2 Monaten 2 Millionen Klicks bei Youtube. Viele Leute kommen zu uns und sagen, dass Sie genau diese Inhalte selbst kennen.”

Wie sieht der Ausblick auf die Zukunft aus?

“Wir machen in spätestens 2 Jahren ein neues Album. Die Touren laufen von Album zu Album besser. Man hört auch nie auf an neuer Musik zu arbeiten. Wenn man eine Idee hat, die man für passend hält, wird diese auch behalten. Wir sind immer kreativ. Wir wachsen auch immer weiter. Dieses Jahr die Louder Stage zu spielen war schon ein Highlight für uns. Unser Traum war es immer von Versengold zu leben.”

Während Hammerfall eine klassische Show abliefern, wird es ab Airbourne ziemlich voll im Infield. Es wird sogar kurzzeitig ein Einlassstopp verordnet. Airbourne spielt den gewohnten Hardrock mit Whiskey-Mix-Einlage und Bier am Kopf aufschlagen. Hier treffen geile Gitarrenriffs auf jede Menge Energie auf der Bühne Das abschließende Runnin´ Wild leitet in die Show von Sabaton über. Hier war die Erwartungshaltung ziemlich hoch, obwohl keiner richtig wusste, warum die schwedische Band auf zwei Bühnen spielen wollte und was genau dort passieren soll. Die Ernüchterung kam, als die erste Stunde des Gigs nichts passierte auf Bühne Nummer zwei. Außer ein Schlagzeug und eine Leinwand, die Bühne 1 mit Nahaufnahmen zeigte, war dort nichts. Bühne eins besticht durch ein tolles Bühnebild mit Panzer, Bühnechor und kriegsartigem Design. Sehr geil! Leider wird Bühne zwei erst nach knapp einer Stunde von der alten Besetzung der Band bespielt. Ab hier nimmt das Konzert deutlich an Fahrt auf und macht richtig Laune. Wir fragen uns nur: Warum nicht gleich so? Mit Songs wie Panzerkamp und The Art of War tummeln sich auch ein paar ältere Klassiker im Set. Für uns endet der Abend auf dem Camp-Ground bei alten Bekannten.

(Erik) Der 01. August und somit der offizielle Start vom 30. Wacken Open Air. Happy Birthday W:O:A. Es gibt keinen Kuchen mit Kerzen. Dafür Kaltschalen und Leckeres vom Grill. Mittags mache ich mich dann das erste Mal auf in den Pressebereich und komme passen zur Pressekonferenz von Demons & Wizards. John Schaffer und Hansi Kürsch sind in Plauderlaune und erzählen uns von der morgigen Show und den Aufnahmen zu einem neuen Album. Ich schaffe es nicht ganz pünktlich zur Show von Krokus auf der Faster Stage. Solider Rock schallt aus den Lautsprechern. Die alten Herren aus dem Switzerland haben es auf jeden Fall noch drauf. Leider spielen sie zeitgleich mit Testament, wo ich noch die beiden letzten Songs auf der Louder Stage mitbekomme. Kollegen von mir, die direkt zu Testament gegangen sind, haben mir berichtet das hier mal wieder ein amtliches Brett ins Publikum gefeuert wurde. Nun steht Hammerfall auf der Harder Stage auf dem Programm. Die letzten Jahre haben mich die Fünf nicht mehr so abgeholt. Sie begeistern die Massen und haben Spass und Spielfreude. Es gibt sogar zwei neue Songs vom kommenden Album live zu hören. Auf der Faster Stage gibt es dann im Anschluss straighten Rock mit überdimensionaler Spielfreude in die Fresse. Was Joel an Meter macht und auch die anderen Drei stehen ihm in nichts nach. Das ist eine energiegeladene Rock Show und macht eine menge Spaß. Ja und im Anschluss daran kommt dann der Night To Remember Headliner und eins der angekündigten Highlights des Festivals. Sabaton feiern 20 jähriges Bühnenjubiläum und Wacken 30 jähriges Bestehen. Faster und Harder Stage sollen bespielt werden. Sowas hatten wir schon 2015 mit Savatage und TSO. Das war so großartig genial und unerreicht, dass mich heute die Erwartungshaltung extrem in Aufregung versetzte. Es ging erstmal nur auf einer Bühne los, mit 15 Minuten Verspätung. Die andere Bühne bot nur einen Aufbau und die Show auf einer Riesen Leinwand. Die Live Show von Sabaton ist schon sehr geil. Da ich aber ein Show Typ bin und auf große Inszenierungen stehe, zusätzlich im Vorfeld diese große Ankündigung gemacht wurde, war ich am Ende doch enttäuscht. Der Sound, ja es ist bestimmt schwierig zwei Bühnen gleichzeitig abzumischen, war eher mittelmäßig und Joakim nicht immer gut hörbar. Alle ehemaligen Mitglieder einzuladen und mitspielen zu lassen, fand ich schon sehr geil. Aber dafür brauchte es nicht zwei Bühnen. Da hätte ich mehr erwartet. Aber es ist ja nur der Tag vorbei und Wacken geht noch zwei Tage. Somit machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Domizil und schnabulieren auf dem Weg einen leckeren Crêpe.

Freitag

(Vera + Daniel) Der Tag beginnt bereits 11 Uhr mit Equilibrium und wir staunen nicht schlecht, wie viele Festivalbesucher sich vor der Faster Stage einfinden. Sänger Robse ist ebenfalls sichtlich überrascht und knallt einen Klassiker nach dem nächsten ins Publikum. Ein rundum gelungener Gig zur Mittagsstunde. 11:55 Uhr wechseln wir zur Headbangers Stage im großen Wacken Zelt, wo sich Downfall of Gaia einfinden. Wie immer kommt hier Post-Metal der Extraklasse von der Bühne – technisch sehr hohes Niveau und ein wirklich sehr guter Gig. Danach schauen wir zur Hälfte Eluveitie aus der Schweiz zur Hälfte an und wechseln danach zu den Spaßgöttern von Gloryhammer – dem Alestorm Nebenprojekt. Schon von Weitem sieht man in die Höhe ragende Luftschwerter und ein mitgröllendes und tanzendes Publikum – wie immer eine besondere Atmosphäre. Das Konzert wird leider durch eine Unwetterwarnung kurz vorm Ende unterbrochen und das Infield evakuiert. Wir nutzen die Zeit für einen Besuch bei unseren Freunden vom Rock am Stück und treffen uns danach zum Interview mit Hämatom Gitarrist OST im Pressezelt.

Exkurs Interview Hämatom

Auf dem Wacken 2019 erwartete uns ein Interview mit der Band Hämatom, die wir vor Ihrem Gig auf der Harder Stage 2 Uhr nachts am Freitag im VIP Zelt in Form von Gitarrist OST getroffen haben.

“Ich fing an Musik zu machen aus Eifersucht” beginnt er das Gespräch. Dies war vor ca. 15 Jahren mit dem heutigen Sänger NORD. Er wollte mitziehen und einfach dabei sein. Die Band wurde schnell vervollständigt und ihr Markenzeichen sind die Outfits und die 4 Himmelrichtungen auf der Bühne mit denen die Musiker auch betitelt werden. Die 4 Jungs aus Franken spielen seit 2004 deutschen Metal. In diesem Jahr stehen Sie erstmalig auf der “großen” Bühne auf Wacken. Wir haben OST einige persönliche Fragen gestellt:

Was war euer peinlichstes Erlebnis?

“Das war spontan bei der Realeaese vom Album “Wir sind Gott” – wir haben uns so über den fünften Platz in den Charts gefreut, dass wir uns vor einem Gig komplett abgeschüttet haben und dann einiges schief ging.”

Was zeichnet euch außerhalb eurer Masken aus?

“Ich bin ein extrem guter Ficker, habe eine richtige gute polnische Leber und kann 2 schwedische Perlen unter den Tisch trinken und hasse Nazis.”

Freut Ihr euch auf den bevorstehenden Maskenball?

“Das wird der schönste und größte Gig, den wir je gespielt haben. Wir freuen uns riesig drauf mit unseren befreundenden Bands, die uns über Jahre hinweg bekleidet haben zu spielen. Wir werden viele alte Sachen spielen.”

Was sind deine Highlights auf Wacken?

“Prophets of Rage und Parkway Drive sind meine persönlichen Highlights.”

Freut Ihr euch auf den Wacken Gig auf der Main-Stage?

“Wir waren erst im Zelt vor 600 Mann, dann auf der Louder Stage und jetzt auf der Harder Stage. Vor uns spielt Slayer und 40.000-50.000 Mann werden nachts um 2 vor uns stehen. Wir werden als Highlight einen Song mit einer sehr bekannten Hip Hop Band spielen. Hämatom funktioniert nachts nochmal 50% bessser als tagsüber.”

Wie bereitet ihr euch auf das heutige Konzert vor?

“Wir trinken extrem viel Alkohol und schmeißen eine Stunde vor dem Gig alle aus dem Backstage, um uns warm zu spielen. Das gibt es uns Sicherheit. Als Starter nehmen wir jeder einen Jägermeister. Ich lege dann im Backstage meist als DJ noch Musik auf.

Was macht für euch den Rock´n Roll aus?

“Aus unserer Sicht hat der Hip Hop ja mittlerweile fast den Rockn Roll überholt. Ich will am nächsten Tag richtig fertig sein und kein Wasser trinken. Man muss den Rockn Roll leben – die Sau raus lassen –  und sich an den alten Helden orientieren.”

Wer sind deine persönlichen Helden?

“Ich höre generell alles. Pantera inklusive der Konzerte in den 90er Jahren waren geil. Das war wie ne Dampfwalze. Vor 2 Jahren habe ich Alligatoah gesehen, das war unfassbar unterhaltsam. Sonst höre ich Metallica, Alligatoah, Rammstein, Materia, Kraftclub etc. Heute hört man eher mit professionellen Blick Musik und schaltet selten richtig ab.”

Wo siehst du Hämatom in 10 Jahren?

“Wenn Hämatom in 10 Jahren noch da ist, wo wir heute sind ist alles super. Bei uns geht es seit 8 Jahren stetig bergauf und wenn wir diese Konstanz beibehalten und uns weiterentwickeln können, bin ich mega Happy.”

So verspricht er, dass es mit Hämatom weiter geht und nicht langweilig wird. In diesem Sinne feiert mit Ihnen 15 Jahre Hämatom!

Am Freitagabend geht es vor der Faster-Stage mit dem von vielen erwartetenden Gig von Demons and Wizards weiter. Was Jon Schaffer und Hansi Kürsch hier auf der Bühne abfackeln, lässt sich kaum in Worte fassen. Ein tolles Set gepaart mit Iced Earth und Blind Guardian Klassikern, eine enorme Spielfreude der Band und ein stimmlich brillianter Hansi machen dieses Konzert zu einem der Highlights auf Wacken. Slayer spielt anschließlich den letzten Festival-Gig in Deutschland und die Stimmung im Publikum ist ausgelassen bis traurig. Die Bühnenshow besticht durch viele Flammen, dem klassischen Slayer Design und einem wilden Auftakt. Der Gig verliert zur Mitte etwas an Fahrt, aber dann reiht sich ein Klassiker an den nächsten und lässt zahlreiche Circle- und Moshpits im Publikum entfachen. Zum Ende sieht man 4 traurige Musiker, die sich mit Händeklatschen bei den Fans verabschieden. Allerdings sagt Tom Araya “Auf Wiedersehen!” bevor er die Bühne verlässt – vielleicht ein versteckter Hinweis? Mit Opeth folgt ein technisch sehr hochwertiger Gig, der jedoch nicht für die breite Masse interessant ist. Dies macht sich auch vor der Bühne deutlich. Hämatom beenden anschließend den Freitagabend und liefern das, was die Fans von der Deutschrock Band gewohnt sind. Für 2 Uhr nachts ist noch jede Menge vor der Bühne los und man merkt den feiernden Fans keinerlei Müdigkeit an. Hits wie “Eva” (mit Drumsolo Stagediving Einlage) oder “Alte Liebe rostet nicht” werden ausgiebig gefeiert. Ein gelungener Abschluss von Tag Nummer drei.

(Erik) Freitag – Slayer Day. Gerne hätte ich mir Jinjer und auch Queensryche angesehen. Aber das Alter macht sich doch langsam bemerkbar und so mache ich mich erst später auf den Weg ins Infield. Leider kam ich nicht ganz so weit. Massen an Menschen kamen mir entgegen und durch die Lautsprecher kamen leise irgendwelche Ansagen. Da meine App keine Infos von sich gab, man ist als O2 Kunde auf dem Wacken aufgeschmissen und abgeschnitten von der Außenwelt, fragte ich kurzerhand ein paar mir entgegen kommende Metaller. Das Infield wurde geräumt, weil es eine Gewitterwarnung gab, die nicht zu missachten war. Es gab hier und da Leute, die gemeckert haben. Letztendlich ist alles gut gegangen und das Unwetter an uns vorbeigezogen. Wäre aber was passiert, würden die Stimmen noch lauter werden. Also Wacken: Alles richtig gemacht. Safety First. Somit hat sich nun auch ein wenig die Running Order verschoben. Ich gehe erstmal in den Pressebereich und tausche mich mit meinem Kollegen aus. Zu Body Count auf der Harder Stage stehe ich dann wieder an meinem Lieblingsplatz und sehe einen alt gewordenen Ice-T. Aber die Truppe macht nach wie vor immer noch Spaß und wir feiern alte wie neue Songs ab. Im Anschluss daran geht Anthrax auf der Faster Stage auf die Bretter und reißt das Publikum in ihren Thrash Strudel. Ich habe den Eindruck, dass die Jungs zwar älter werden, aber die Spielfreude steigt. Daumen hoch für dieses solide Brett. Danach verlässt mich meine Reisetruppe und ich genieße Within Temptation halt alleine vor der Harder Stage. Die Show macht bock und Sharon den Adel ist stimmlich in super Form. Und danach kommen endlich Demons & Wizards auf der Faster Stage. Es ist mein erstes Mal und wird hoffentlich nicht das letzte Mal sein. Sehr geiler Sound. Mit der beste am ganzen Wochenende. Schaffers Gitarre kommt druckvoll aus den Boxen. Hansi singt besser den je. Hier und da werden Songs von Iced Earth und Blind Guardian ins Set eingestreut. Ich bin echt geflasht und sehe hier das erste wirkliche Highlight auf dem 30. Wacken Open Air. Hier am Rande mal einen dicken Applaus und Lob an die Verantwortlichen und die Stage Crews. Laut meiner Erinnerung hatte die Unterbrechung ca. 1,5 Stunden Verzögerung im Zeitplan hinterlassen. Die Bands haben nur maximal 5 Minuten von ihrer Spielzeit abgedrückt und trotzdem sind Slayer pünktlich 22:45 auf der Harder Stage. Ganz großes Kino was hier geleistet worden ist. Da kann man ruhig mal klatschen. Und so sehen wir eine fulminante Abschiedsshow von Slayer. Viel Feuer mit wirklich geilen, sehenswerten Effekten. Ein umgedrehtes Kreuz aus Feuersäulen, wie geil ist das denn bitte? Tom und seine Mannen sind gut drauf und zocken einen Hit nach dem anderen. Man merkt, dass hier das Feuer langsam erlischt. Aber es ist ein würdiges Ende. Zum Schluss steht Tom noch minutenlang ergriffen vor dem Publikum und saugt diesen Moment in sich auf. Mit einer Träne im Auge nimmt man Abschied und behält sie in guter Erinnerung. So schnell noch in den Kaufland und dann ab ins Bett. Oh stopp. Eine Meter lange Schlange steht vor dem Eingang. Puh dann gehe ich halt ohne Nachsnack in die Kiste.

Samstag

(Vera + Daniel) Den Auftakt des Tages mit den Kassieres auf der Faster Stage hätte man eventuell etwas besser wählen können. Das Konzert besitzt einige Highlights, passt aber stilistisch aus unserer Sicht nicht zum Rest des Tages an dieser Stelle. Für uns geht der Tag auf der Merchandising Meile weiter, wo wir einige Händler besuchen. Das Besondere an Wacken ist, dass es hier absolut ALLES gibt. Da reiht sich Stiefelzelte an Plattenhändler und Dildo- und Sonnenbrillenverkäufer. Diese breite Auswahl lockt natürlich täglich eine Menge der Besucher an. Für uns ist es fast schon zu voll in vielen Zelten. Großer Pluspunkt ist der Fakt, dass erstmalig seit 4 Jahren wieder ein CD- und Plattenzelt (wenn auch im kleineren Rahmen) auf dem Gelände steht. Am Spätnachmittag geht es auf der Headbangers Stage im Zelt mit Primordial weiter. Die Jungs aus Irland zählen zu den Mitbegründern des Paganmetals und zeigen mit Hits wie “Empire Falls” oder dem grandiosen “Where greater men have fallen” eindrucksvoll warum dies so ist. Ein klasse Konzert. Am Abend schauen wir uns neben Powerwolf (deren Gig wie gewohnt als heilige Messe zelebriert wird und mit einer beeindruckenden Bühnenshow inkl. viel Feuer endet) auch noch das Konzert von der australischen Band Parkway Drive an. zuvor gibt es eine 10-minütige Show, die das Wacken 2020 ankündigt. Die Band selbst kommt nach einem Leinwand-Intro mit Fackeln durch das Publikum laufend auf die Bühne. Danach sieht man eine Hymne an die nächste gereiht, zahlreiche Stagediver, springende Massen, Circle – und Moshpits und eine extrem entspannte und blendend aufgelegte Band auf der Bühne. Ein großartiges Konzert mit vielen Gänsehautmomenten. So macht Metal Spaß!

(Erik) Samstagmorgen und letzter Tag der 30 Jahr Feier. An unserem Domizil wird schon kräftig abgebaut und verpackt. Wir reisen wie jedes Jahr schon nachts wieder gen Heimat, um den großen Stau zu vermeiden. Ich treffe mich heute mit einigen Leuten im Pressezelt, um das ein oder andere Gespräch zu führen. Im Hintergrund am Bildschirm laufen derweil Battle Beast und Of Mice &amp; Men. Auf der Pressekonferenz bekommt man wieder zu hören, wie reibungslos doch alles läuft. Die Polizei Sprecherin ist überwältigt wie friedlich und sicher ein Festival mit über 100.000 Menschen doch sein kann. Es gab sogar den Fall, dass Metaller zwei Portemonnaies gefunden haben mit insgesamt über 1000€ drin und diese ehrlich b ei der Polizei abgegeben haben. Die Besitzer, ein paar aus Übersee hat sich beim wiederholen am Fundbüro tränenreich gefreut. Leute, sowas passiert nur auf einem Metal Festival. Sowas kann man nicht erfinden. Daumen hoch für 30 Jahre Wacken und das Größte und Beste Metal Festival der Welt. Ich hatte mich schon auf die Ankündigungen für 2020 gefreut. Aber der Zahn wurde uns gezogen. 21:50 vor den beiden großen Bühnen und keine Sekunde früher. Ok.</p> <p data-tadv-p=”keep”>So geht es also zu Prophets Of Rage auf der Faster Stage. Yes wie geil. Das hat fett Spaß gemacht. Ob es Songs von Rage Against The Maschine, von Cypress Hill oder neue sind. Der Funke springt sofort rüber und in der nachmittags Sonne geht ordentlich die Post ab. Bullet For My Valentine machen gut was sie machen. Aber für mein Gefühl geht ein wenig der Drive raus, den Prophets vorher auf den Acker gebracht haben. Anschließend gibt es Powerwolf auf der Faster, aber ich gehe rüber zu Avatar auf der Louder Stage. Mein Gott wie geil die abgehen. Der Sänger Johannes zieht seine berühmten Grimassen und steuert die Massen. Der Pit lebt. Eine geile Show nach dem Motto: Aus wenig macht viel. Bis bald Avatar. Wir sehen uns wieder. Ja und dann ist es soweit. Die Ankündigung für 2020. Mega große Show mit Tänzern in komischen Kostümen, Feuer wohin man guckt und Matt Heafy mit Gitarre zwischen den Bühnen. Es kribbelt und man ahnt hier kommt was Großes. Nun ja. 50 Jahre Judas Priest auf dem Wacken ist groß. Keine Frage. Auch Amon Amarth und der Rest ist nicht zu verachten. Aber nach der Ankündigungsshow hatte ich was anderes erwartet. Aber was solls. Ich fahre ja doch eh wieder hin. Nun machen wir uns mal bereit für das, was jetzt noch kommt. Alter Falter. Was Parkway Drive hier heute abfeuern lässt alles andere vergessen. Alleine schon das Intro, wo die Band mit Fackelträgern quer durchs Publikum und dann zur Bühne läuft, ist schon der Oberhammer. Aber danach lassen die Jungs aus Australien nichts anbrennen und brennen doch alles ab. Selbst ein gebrochenes Knie von Basser Jia konnte der Show keinen Abbruch geben. Er wurde einfach im Rollstuhl von seiner Mutter, die übrigens danach per Crowdsurfing zum FOH schwebte, auf die Bühne gebracht und rockte halt im Sitzen. Dies Spielfreude der Jungs, das Feuer perfekt inszeniert und der Druck der Anlage hauten jeden auf dem Platz aus den Socken. Ich glaube das war die größte Party am ganzen Wochenende. Sänger Winston hat man sein geflasht sein über das Publikum voll abgenommen. Das war auf jeden Fall das Highlight des ganzen Festivals. So kann man zufrieden nach Hause fahren und in guten Erinnerungen schwelgen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich Wacken Jahr für Jahr auch in den Details weiterentwickelt und hier viel an den Strukturen rund um das Festival gearbeitet wird. Wünsche der Fans werden berücksichtigt und auch kleinen Bands in Form von Metal Battles und weiteren Bühnen eine Auftrittsmöglichkeit gegeben. Das Angebot drum herum erscheint manchmal etwas viel, bietet aber unter dem Strich für jeden etwas und gerade diese Vielseitigkeit macht Wacken irgendwo im Vergleich zu anderen Festivals sehr interessant. Zu Hause angekommen starten bei vielen ja schon die Vorbereitungen für das nächste Jahr. 240€ für ein Ticket, also wieder 20€ mehr, lassen einen schon schlucken. Im Netz geht auch der virale Mopp drauf los und es wird heftig gemeckert. Ich finde 240€ für 200 Bands nicht zu teuer. Von der ganzen Infrastruktur mal ganz abgesehen. Aber der Deutsche meckert ja für sein Leben gerne. Und wenn er nichts zu meckern findet sucht er sich halt was aus. Wem es nicht gefällt hier mal ein Tipp: Schnauze halten und einfach kein Ticket kaufen. Dann geht es allen besser. Und wenn ihr meint ihr könnt es besser. Bitte dann stellt doch selber mal so ein Festival auf die Beine und haltet euch 30 Jahre da oben ohne mit Schulden unter zu gehen. Nach 21 Stunden ausverkauft, trotz Preiserhöhung, sprechen in meinen Augen eine deutliche Sprache. Und ich habe Menschen kennen gelernt, die aus Amerika oder Australien kommen und Kosten im 4stelligen Bereich haben. Also hört auf zu meckern und freut euch über schöne geile Shows. In diesem Sinne: See you in Wacken Rain or Shine.

 

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