Die Hexe ruft – ROCK HARZ OPEN AIR 2022 Nachbericht

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Denkt man an den Harz, kommen einen meist erst einmal Dinge wie Brocken, Hexen oder Walpurgisnacht in den Sinn. Das hier seit Jahrzehnten (nächstes Jahr werden es satte 30 Jahre) eines der wohl bekanntesten Festivals in Ostdeutschland stattfindet ist in vielen Köpfen parallel allerdings auch fest verankert. Das ROCK HARZ OPEN AIR durfte nach 3 Jahren endlich wieder auf dem Flughafengelände rund um Ballenstedt stattfinden. Die Zeit dazwischen war auch für Chef “Buddy” nicht einfach, aber die Fans und die Bands hielten dem Festival die Treue und so konnte das für 2020 geplante Line-up auch bis ins Jahr 2022 übernommen werden und wenige Woche vor Festivalbeginn SOLD OUT vermeldet werden. Ein Kunststück, dass in den aktuell schwierigen Zeiten nicht gerade vielen Festival gelingt.

Die Anreise

Wie jedes Jahr starteten wir Dienstagmorgen gegen 6 Uhr im Sauerland. Gegen 10 Uhr erreichten wir die Anfahrtsstraße zum Gelände. Hier war erst einmal etwas Stillstand angesagt, der Einlass erfolgt schließlich auch erst offiziell ab 11 Uhr. Danach geht alles sehr reibungslos und schnell und nach wenigen Minuten stehen wir auf dem Campground mit Laufweg 5 Minuten zum Infield. Das ist großartig am Rock Harz – kurze Laufwege und eine unglaublich gute Infrastruktur. Dienstagabend hat bereits der Biergarten geöffnet und so gönnen wir uns ein paar Liter vom neuen und alten Hauptsponsor Hasseröder, der seit diesem Jahr wieder das Bier im Harz übernommen hat.

Mittwoch

Der Mittwoch glänzt bereits durch ein grandiosen Line-up, was das ein oder andere Metalherz höher schlagen lassen sollte. Mit dabei sind neben den EVIL INVADERS, u.a. GRAVE DIGGER (mit grandioser Show und Energie), AGNOSTIC FRONT, TARJA (mit neuen und alten Songs und einem grandiosen Gesang wie immer) SEPULTURA, IN EXTREMO (mit einem klasse Set und einer grandiosen Show) und KATAKLYSM. Das konnte sich richtig sehen lassen und lockte auch viele der bereits angereisten Fans vor die größte Doppelbühne in Deutschland. Die Stimmung ist ausgelassen und gut und man merkt richtig, dass das Festival den Leuten gefehlt hat.

Donnerstag

Wer mit POWERWOLF nicht viel anfangen kann, für den sollte dieser Tag im Vergleich zu allen anderen Tagen des Festivals wahrscheinlich wie für uns auch der schwächste Tag des Festivals werden. Trotzdem ist das Potenzial und der Mix auch heute noch ziemlich hoch. Wir nutzen aber die Mittagszeit mehr dafür, einmal einen Blick hinter die Kulissen des Festivals zu werfen und stellen positive Veränderungen fest. Vor dem Einlass und nach dem Einlass wurden deutlich mehr Sitzgelegenheiten aufgebaut, die auch während des gesamten Festivals intensiv und ausgiebig genutzt wurden – klarer Pluspunkt! Die Zeiten an der Einlasskontrolle sind das gesamte Wochenende über vollkommen ertragbar und man gelangt sehr flott in Richtung Infield. Des Weiteren muss man die Toiletten- und Duschmöglichkeiten positiv hervorheben. Neben den bezahlbaren Toiletten, die stetig natürlich auf aktuellem Stand sind, müssen wir hier auch die Qualität der Dixies hervorheben. Die Reinigung findet täglich (manchmal sogar 2x am Tag) statt und hebt sich deutlich von manch anderem Festival dieser Art ab. Danke Rock Harz – das war ein guter Job von euch und so macht das Spaß! Der Backstage & Pressebereich wirkt ein wenig kleiner als sonst, die Empore mit Blick auf die linke Mainstage läd nach wie vor zum Verweilen und Entspannen ein. Vor dem Zugang hängt ein riesiger Banner mit Stiften zum Unterschreiben – natürlich verewigen wir uns dort auch Mal eben schnell. Coole Idee. Abschließend Thema Essen und Merch: Auf der Merch-Meile hat sich wenig verändert, neben den klassischen Ständen, finden wir leider nur 2 Stände mit CD- und Vinylangeboten – hier könnte man ggf. etwas optimieren. Leider machen die steigenden Preise hinsichtlich Verpflegung auf dem Infield auch vor dem Rock Harz Open Air nicht halt (dafür könnt Ihr als Veranstalter natürlich nix!) und so gönnen wir uns wie jedes Jahr wieder ein halbes Hähnchen beim “Brathahn statt Satan” Stand für knappe 6 Euro. Das schmeckt und macht satt!

Danach geht es wieder vor die Bühne. Mit Goitzsche Front spielt hier ein Vertreter der Deutschrock-Fraktion. Das die Jungs aus Bitterfeld ein halbes Heimspiel haben, merkt man sichtlich vor der Bühne. Tobende Fans und Moshpits lassen hier nicht nur den Staub fliegen.

Danach glänzen die Mädels rund um Thundermother mit einem soliden Live-Set, bevor Dark Tranquillity ein Thrash-Feuerwerk abbrennt, welches von Subway to Sally und einem grandiosen Set aus alten und neuen Songs mit Mittelalter Flair erweitert wird. Powerwolf bringen die Menge dann erneut mit einer fulminanten Show zu kochen. Unterm Strich ein gelungener Tag, der jede Menge musikalische Abwechslung beinhaltete.

Freitag

Nachdem erneut einige lokale Bands in der prallen Mittagssonne eröffnet haben, schauen wir uns die Berliner Kombo OSTFRONT einmal näher an. Die Show der Band ist wie immer ein Augenschmaus und die Menge dankt es durch tobenden Applaus. Danach folgen Bands wie DESERTED FEAR, JINJER, FINNTROLL und AT THE GATES, die heute das Konzert der kürzlich verstorbenen Mutter vom Sänger widmen. Es folgt eine Band, die schon des Öfteren im Harz dabei war – ENSIFERUM. Bereits nach 2 Songs ist das Publikum auf Temperatur und der Circle Pit vor der Bühne rollt. Ein guter Mix aus alten Klassikern und neuem Material (das auch erstaunlich gut ankommt) gehen bis ins finale LEI LEI HEI und IRON über. Ein großartiges Konzert. STEELPANTHER glänzen durch ihre außergewöhnliche Show und dann folgt auch der Headliner RUNNING WILD an diesem Abend. Die ganze Nummer ist allerdings nicht ganz so Piratentauglich und die Stimmung ebenfalls eher ermüdend. Der ein oder andere Klassiker bringt da etwas Abwechslung, aber beim Konzert selbst fehlt irgendwie der zündende Funken. Schade, das war schon mal deutlich besser!

Samstag

Zum Abschluss des Festivals eröffnen THOMSEN aus Hannover – ein alter Bekannter der Redaktion – mit seiner Band und wir staunen nicht schlecht über die Live-Show der Jungs. Ansonsten gehört der Tag Bands TANKARD, EXODUS (im Übrigen auch hier ein eher schwaches Konzert, vielleicht lag es an der Uhrzeit – das kennt man sonst besser), TESTAMENT und ACCEPT. Zu letzterer Band muss man nicht mehr viel sagen, die Jungs rund um Wolf Hoffmann haben sich in den letzten Jahren auf den Metal-Olymp gespielt und bestechen wie so oft durch ein glänzendes Set aus alten und neuen Hymen. Die Fans danken es. Dazwischen müssen wir noch das grandiose Konzert von KNORKATOR hervorheben. Die Masse singt, feiert und macht Stage-Diving Einlagen, wie bei keiner anderen Band an diesem Wochenende. Da stimmt einfach alles von vorn bis hinten. Großartiger Gig bei dem auch die Tochter von Stumpfen selbst ein paar Lieder singen durfte.

Fazit

Wer ein Festival weit ab von den großen Dingern in Deutschland sucht, welches immer auf dem Teppich und nah an den Fans geblieben ist, der sollte sich das Rock Harz Open Air einmal genauer ansehen. Das Line-up bietet einen perfekten Mix, die Laufwege sind kurz und auch in Sachen Infrastruktur und Logistik können andere Festivals aufschauen. Wir sehen uns 2023 zum 30. jährigen Jubiläum gerne wieder und freuen uns darauf.

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