Bereits die letzten beiden Jahre haben wir mit dem Metal Striker Magazin über das Wolfszeit Festival in Thüringen berichtet. Wo andere Veranstalter das Handtuch geschmissen haben, ist es der Crew rund um Philipp Seiler (Band VARG) auch während der Corona Pandemie gelungen das Festival erfolgreich weiterzuführen (siehe Ausgabe 5 und 6). So ging es 2020 kurzfristig ins sächsische Torgau und 2021 zurück nach Crispendorf in das Waldstück, was dem Festival das besondere Flair verleiht. Ein Festival mitten im Wald, besser gesagt in einem Feriendorf mitten im Wald ist für viele vielleicht erst einmal nicht ganz so Außergewöhnlich aber jeder Besucher des Pagan – und Blackmetal-Festivals weiß schon bei der Zufahrt in das besagte Waldstück, dass hier alles etwas anders ist. Handyempfang: Fehlanzeige. Rundherum: Nur Wald und ein traumhaftes Tal. Zugegeben: Klingt jetzt mal nicht nach dem klassischen Acker- oder Wiesengelände von anderen Festivals, aber das ist genau das besondere am WOLFSZEIT FESTIVAL. Grund genug für uns ein weiteres Mal einen Blick auf das Wochenende und das Festival Ende August zu werfen.
Bereits am Einlass werden wir sehr freundlich und mit dem ein oder anderen lockeren Spruch der Ordner empfangen. Das soll sich weiter durch das gesamte Festival bis Sonntag ziehen. Nachdem wir unsere Festivalbänder geholt haben, bauen wir unser Camp auf. Hier kann sich jeder einen Platz ohne Begrenzung suchen. Die Camps sind nahe der Spültoiletten und der WCs mit fließend Wasser. Hier hat der Veranstalter nochmal neben den bereits nutzbaren Toiletten des Ferienlandes Crispendorf weitere Container dazu geholt. Die Container sind im Rahmen der Dusch- und WC Flat mit enthalten, die anderen Toiletten kosten dafür nix. Ein tolles Angebot.
Nachdem das Camp steht, schauen wir uns einmal das Gelände samt Infield näher an. Hier wurden einige Sachen überarbeitet. Positiv fällt auf, dass es dieses Jahr kein nerviges Pfandsystem (die Jahre zuvor, musste hier immer eine Metalmarke samt Becher aufbewahrt werden) mehr gibt. Hinzu kommt mit Mönchhof ein neues Bier, welches dem Festival sichtlich gut tut und auch schmeckt. Die Preise hier sind soweit für ein Festival in dieser Größe auch im Rahmen. Leider kann man das beim Essen nicht behaupten. Das einzigste was wirklich hier humane Preise hat, ist das Knobibrot aus Leipzig. Die Bratwurst kommt leider auch nicht aus Thüringen und ist mit 4 Euro (6 Euro die vegetarische) völlig überteuert und schmeckt auch nicht sonderlich gut. Hier hatte man die Jahre zuvor mit dem Betreiberstand des Feriendorfes, an dem es Nudeln und vor allem Thüringer Bratwurst gab, eindeutig einen kulinarischen Höhepunkt geschaffen – hoffentlich in 2023 wieder! Blicken wir einmal weitergehend auf den Aufbau des Infields, vermissen wir in diesem Jahr leider auch den ein oder anderen Plattenladen-Stand und auch das Band-Merch fällt etwas dürftiger als die Jahre zuvor aus. Das ist zum Teil schade und tat dem Festival oft sehr gut. Positiv fällt auf, dass es jede Menge Sitzmöglichkeiten im Infield gibt, die auch wirklich viel und oft im Laufe des Wochenendes genutzt werden.
Am Mittwoch selbst haben die Supporter-Tickets bereits Zugang (die müssen 25 Euro mehr für das Ticket zahlen) und können abends an der Disko im Infield teilnehmen, sich schon vorher einen Platz auf dem Campground sichern und zudem auch das Merch einen Tag vorher erwerben. Leider wird die Disko den Abend nur sporadisch angenommen, der große Ansturm entfällt. Gab es am Donnerstag vor Corona bereits einige Live-Bands, findet dieses Jahr ein „Eröffnungsritual“ statt und auch VARG steuert dem ganzen noch 3 Akkustik-Stücke bei. Das Ritual selbst ist vollkommen okay, das Akkustikset ist Geschmackssache – unser Fall ist es nicht, die Stücke kommen leider nicht so gut zu Geltung, wie in einem normalen VARG-Set. Vielleicht ist es hier auch zukünftig besser wieder die ein oder andere Band spielen zu lassen. Wir gönnen uns an dem Abend noch den ein oder anderen Cuba Libre und Met – das ist wie immer vom Feinsten und gehört beides zum Wolfszeit dazu.
Die kommenden Tage gibt es einen wirklich guten Mix aus Pagan- und Blackmetal, die die 125 € für das Ticket allemal wert sind. Wir picken uns wie immer auf den Festivals ein paar Highlights heraus und berichten euch ein paar allgemeine Sachen zum Festival.
Freitag eröffnet die Band GROZA. Die Bayern sind mittlerweile eine Institution, haben zahlreiche Gigs hinter sich und der schleppende Blackmetal zieht zahlreiche Fans in der Mittagssonne vor der Bühne. Ein wirklich grandioser Auftakt, der gerne auch ein paar Slots später hätte spielen können.
Ein weiteres heiß erwartetes Highlight an diesem Tag ist die Band KANONENFIEBER aus dem Frankenland. Bereits um die Mittagszeit sieht man den ein oder anderen im Shirt der Band durch das Infield rennen. Die Band besingt Themen rund um den ersten Weltkrieg und präsentiert sich auch so auf der Bühne. Das Konzert macht Spaß und lockt zahlreiche Zuschauer vom Campground vor die Bühne. Dazwischen verlassen wir das Gelände erst einmal und gönnen uns eine Fahrt mit der Bimmelbahn durch das Festivalgelände – ein Muss für alle Wolfszeit Besucher. Hier kann man für 3 Euro einmal durch das gesamte Gelände fahren – jede Menge Spaß inklusive.
ROTTING CHRIST machen danach ihrem Namen alle Ehre und glänzt wie so oft als grandiose Live-Band auf der Bühne. Ein riesiger Circle- und Moshpit vor der Bühne macht sich breit und alte und neue Hits der Band knallen von der Bühne. BELPHEGOR knüpfen an und auch der Headliner FINNTROLL rundet den Abend ab. Der Sound leidet leider etwas je später der Abend. Das tut gerade der Show der letzten Band nicht immer ganz gut. Aber im Großen und Ganzen sieht man viele zufriedene Metalheads aus dem Infield wandern. Das war ein fetter Freitag Wolfszeit!
Die gesamte Nacht über regnet es teilweise ziemlich stark und das Infield wandelt sich in ein Schlammbad. Aber auch hier reagiert der Veranstalter unglaublich spontan und gut wie immer. Kurzerhand werden zahlreiche Strohballen von örtlichen Bauern organisiert und im Infield verteilt. Das kennen wir bereits von den Jahren zuvor, aber trotzdem sei dies hier nochmal lobend erwähnt.
Am nächsten Tag ist das Bild am Einlass unverändert. Man wird wie immer an allen Stellen sehr freundlich und mit einem lockeren Spruch begrüßt, die Security und das gesamte Wolfszeit hinterlassen an diesem Wochenende ein wirklich ausgezeichnetes Bauchgefühl – so macht das Spaß. Und als der Veranstalter selbst auch an diesem Tag das ein oder andere Bierchen durch den Zapfhahn jagt und hinter der Theke aushilft, wird das Festival direkt noch symphatischer.
Am Samstag schauen wir uns ebenfalls die Opener an, leider knallt hier nach kurzer Zeit ein deftiger Regenschauer durch das Infield und das Line-up verzögert sich leicht. HORN hat es aus diesem Grund leider nicht ganz so einfach, aber zieht trotzdem einige Leute im Regenponcho oder mit Schirm vor die Bühne. Der deutsche düstere Black Metal kann sich ebenfalls sehen lassen. Es folgen Black Messiah, die sicherlich eine starke und gute Überraschung an dem Tag darstellen. Wie immer glänzt die Band durch jede Menge Stimmung. Das Publikum dankt es und feiert spätestens beim legendären „Sauflied“ lautstark und schwankend vor der Bühne.
Danach folgt ein langer Bühnenumbau und man sieht bereits wie fulminant das Bild der Bühne für die Ritual-Band BATUSHKA hergerichtet wird. Jede Menge Kerzen, ein Sarg, ein Bild und zahlreiche weitere Elemente füllen die große Bühne vollständig aus. Danach passt einfach alles: Mit Gerüchen von Weihrauch kommen dunkle priesterähnliche Gestalten auf die Bühne, die Stimmung ist drückend und düster – man bekommt eine regelrechte Gänsehaut. Dann setzt das beeindruckende Lichtspiel und der Gesang – ein Mix aus Black Metal mit hoher Stimme und priesterähnlichem Gesang ein. Ein unglaubliches Schauspiel für Augen und Ohren und für uns das Konzert des Festivals.
WATAIN sind davon anschließend nicht sonderlich beeindruckt und feuern mit einem ebenfalls beeindruckenden Bühnenbild ihr Black Metal Gewitter und Feuerwerk auf die Massen ab. Die haben richtig Bock, auf dem Wolfszeit Festival 2022 nochmal richtig die Sau herauszulassen und feiern die Schweden mit Circle- und Moshpits vor der Bühne. Ein gelungenes Finale eines sehr gelungenen Festivals. Wir sind gerne auch zu nächsten Auflage, wenn es wieder heißt „Ihr Wölfe, erhebt euch!“ dabei.